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Lot n° 3007

BATTISTA DI BIAGIO SANGUIGNI früher genannt MEISTER...

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BATTISTA DI BIAGIO SANGUIGNI früher genannt MEISTER VON 1419 (tätig um 1393 Florenz 1451) Madonna mit Kind von der Stifterfamilie angebetet. Tempera und Goldgrund auf Holz. 91,3 × 53,4 cm. Provenienz: - wohl für einen Benediktiner Orden von Jacopo di Niccolò Corbizzi in Auftrag gegeben. - wohl seit den 1940er Jahren in deutscher Privatsammlung. - 1992 durch Erbschaft an heutigen Besitzer, Privatsammlung Deutschland. Literatur: - Laurence B. Kanter: Zanobi Strozzi miniatore and Battista di Biagio Sanguigni, in: Arte Cristiana 90, 2002, Bd. 812, S. 329. - Miklos Boskovits: Ancora sul Maestro del 1419, in: Arte Cristiana 90, 2002, Bd. 812, S. 334. Abb. 6 - Laurence B. Kanter: Battista di Biagio Sanguigni and Zanobi Strozzi, in: Ausst.-Kat. Fra Angelico, New York Metropolitan Museum of Art, New York 2005, S.227 ff. Vorliegende Tafel ist zentrales Element eines grösseren Triptychons und zeigt in einer eleganten spätgotischen Formensprache die Mutter und ihr göttliches Kind auf einer marmornen Thronbank sitzend. Ihnen zu Füssen erscheint eine Gruppe devoter Personen, vermutlich die Stifterfamilie, und rechts die mit ihnen verbundenen Frauen einer Benediktinergemeinschaft. Umschlossen wird diese heilige Begegnung, der sich auch zwei Engel beigesellt haben, von einem prachtvollen roten Goldbrokat. Während die heilige Mutter mit dem ausladenden Gestus ihrer Rechten die frommen Frauen unter ihren Schutz nimmt, ist der in eine goldbestickte lilafarbene Tunika gekleidete Jesusknabe mit einem Segensgestus direkt dem Bildbetrachter zugewandt. Die 90 cm hohe Tafel sowie auch der Grossteil des ursprünglichen Rahmenwerks ist in ihrer unteren Hälfte um ca. 20 cm, mit Ausnahme des originalen Spitzbogens mit Vielpass, beschnitten worden. Der gleiche Befund gilt auch für das Rahmenwerk zweier nicht beschnittenen Seitentafeln, die ebenso in der Auktion unter der Losnummer 3006 angeboten werden. Mit ebenfalls benediktinischer Ikonographie hat Miklòs Boskovits (siehe Literatur) aufgrund stilkritischer Erwägungen eine Zugehörigkeit zu unserer Madonna geltend gemacht. Die Richtigkeit der Rekonstruktionsfrage unseres Altarwerks kann heute anhand des Befunds an den Originalen und weiteren Erhebungen des Bildprogramms bestätigt werden. Die zentralen Tafeln sind in der Regel um Einiges höher als die seitlichen Elemente. Da die zentrale Tafel unten um ein Stück beschnitten ist und sie diese um die beschnittene Höhe überragt, dürfte an der Zugehörigkeit aller drei Elemente zu einem Triptychon kein Zweifel bestehen, zumal sie auch stilistisch eine Einheit bilden. Übereinstimmung kann auch an der orientalischen Musterung des Throntuchs bestehend aus Granatrosen, stilisierten Fabelwesen und Schildkröten erkannt werden, das nach dem gleichen Schablonenmuster in den Goldgrund gestichelt wurde wie die auf den Seitentafeln aufgemalte Musterung des roten Bodens. Eine weitere, letztlich schlüssige Bekräftigung für die Richtigkeit der Rekonstruktion unseres Triptychons ergibt sich schliesslich aus dem benediktinischen Kontext des Bildprogramms, wo auf dem Hauptblatt links Benediktinerinnen und auf den Seitentafeln die Heiligen Maurus und Antonius Abbas im Habit des schwarzen Ordens der Benediktiner erscheinen. Vorliegende Tafel wurde erstmals von Laurence B. Kanter und Miklòs Boskovits (siehe Literatur) veröffentlicht und dem Meister von 1419, resp. dem nunmehr als Battista di Biagio Sanguigni identifizierten zugewiesen. Die beiden Seitentafeln wurden von Prof. Gaudenz Freuler 1991 erstmals dem damals noch unter dem Notnamen bekannten Meister von 1419 zuerkannt. Bis zur überzeugenden Identifikation dieses anfänglich noch anonym geglaubten Malers mit Battista di Biagio Sanguigni durch Laurence B. Kanter (siehe Laurence B. Kanter, 2002 und 2005), wurde das Œuvre dieses Künstlers als Werkgruppe des sogenannten Meisters von 1419 geführt (siehe Georg Pudelko: The stylistic development of Lorenzo Monaco, in: The Burlington Magazine, LXXIII, Mai 1938, S. 237; Gaudenz Freuler: Künder der wunderbaren Dinge. Frühe italienische Malerei in der Schweiz und Liechtenstein (Lugano Stiftung Thyssen-Bornemisza Villa Favorita 1991), Einsiedeln 1991, S. 230 und M. Boskovits, 2002). Wenngleich die hier in Rede stehende Madonna der spätgotischen Formensprache verpflichtet ist und noch auf die althergebrachten dekorativen und linearen Effekte setzt, ist in unserem Triptychon eine räumliche Ausgewogenheit und Weite festzustellen, die in die Renaissance verweist. Das Gleiche gilt auch für die, auf eine Lichtmalerei ausgerichtete Modellierung der Fleischtöne seiner leicht wehmütig angehauchten Gesichter wie sie Fra Angelico (um 1400–1455) in Florenz etwa zur gleichen Zeit erprobt hatte. Die schlanken Figuren mit ihren etwas kleinen, weich modellierten Gesichtern deuten im Weiteren auf die Zeit von Sanguignis Zusammenwirken mit seinem jüngeren Malerkollegen Zanobi Strozzi (1412–1468) hin und damit auf das